Das Wichtigste auf einen Blick:
Fortschrittliche Personaler stellen die Frage nach den Stärken des Bewerbers kaum noch direkt. Dennoch solltest du dir darüber Gedanken machen und dich vor allem gründlich darauf vorbereiten, denn in Erfahrung bringen möchte der Personalverantwortliche diese natürlich trotzdem. Er wird die Frage danach wahrscheinlich nur etwas anders verpacken.
Zudem sind für ihn insbesondere die Stärken relevant, die einen Bezug zur ausgeschriebenen Stelle haben. Bist du zum Beispiel ein hervorragender Redner, möchtest aber in einem ruhigen Büro arbeiten, dann erwähne deine kommunikativen Fähigkeiten besser nicht als deine größte Stärke.
Was hast du zu bieten?
Mache dir zuerst einmal bewusst, welcher Typ du eigentlich bist: eher der schüchterne, zurückhaltende, der gerne sein Licht unter den Scheffel stellt, oder der selbstbewusste, selbstsichere, der weiß, was er zu bieten hat und sich mitunter selbst überschätzt?
Im Bewerbungsgespräch geht es darum, dich selbst bestmöglich darzustellen. Zurückhaltung ist deshalb nicht angesagt. Angeberei oder Arroganz sind jedoch ebenso fehl am Platz. Bereite dich so auf das Vorstellungsgespräch vor, dass du deine für die angestrebte Stelle wichtigsten Stärken sympathisch vorbringen kannst.
Bist du dir unsicher, welche Stärken du im Bewerbungsgespräch nennen solltest und wie du diese am besten vermittelst, bitte Freunde, dir ehrlich dabei zu helfen.
Welche Stärken sind gefragt?
„Ich bin fleißig, ordentlich, teamfähig und pünktlich.“
Diese und ähnliche Eigenschaften lesen und hören Personaler im Rahmen der Bewerbung immer wieder. Wer meint, damit punkten zu können, der irrt: Die Aufzählung von Charakterzügen, die grundsätzlich von jedem Mitarbeiter erwartet werden, zeigt lediglich, dass du dich nicht wirklich mit deinen Stärken in Bezug auf die neue Stelle auseinandergesetzt hast. Um glaubhaft zu wirken, wähle Stärken, die auf die Anforderungen im Stelleninserat abgestimmt sind, und untermauere diese mit Situationen aus dem Berufsalltag.
Zwei Beispiele:
Bewerbung als Monteur, Firmenhauptsitz in Hamburg: „Ich bin reisefreudig, flexibel und unabhängig.“
In meinem letzten Job war ich oft tagelang nicht zu Hause. Vor allem auf einer größeren Baustelle in Bayern war ich während eines halben Jahres wochenweise im Einsatz. Gelegentlich gab es auch Auslandseinsätze. Ich liebe die Abwechslung und die Möglichkeit, dabei etwas von der Welt zu sehen. Da ich auf niemanden Rücksicht nehmen muss, suche ich einen neuen Arbeitgeber, der mir ebenfalls die Möglichkeit gibt, auf Montage zu gehen.
Bewerbung als Altenpflegerin: „Meine Stärken sind Geduld, Belastbarkeit und Zuverlässigkeit.“
Ich habe fast 15 Jahre Erfahrung als Pflegerin in Altersheimen. Viele Kollegen geben schon nach kurzer Zeit auf, da dieser Job sehr anstrengend ist. Das war für mich aber nie ein Thema: Denn die Arbeit mit alten Menschen macht mir Freude, sie erfordert aber oft auch sehr viel Geduld und nicht jeder ist der großen Belastung gewachsen. Altenpflege ist für mich Beruf und Berufung zugleich und ich bin mir bewusst, wie wichtig Zuverlässigkeit ist, um den alten Menschen einen geregelten Tagesablauf zu gewährleisten.
Sei aufrichtig – auch das ist eine Stärke!
Jeder weiß, dass Arbeitgeber sich Mitarbeiter wünschen, auf die sie sich absolut verlassen können, die zielstrebig ihre Aufgaben erledigen und zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Kaum jemand macht sich aber Gedanken darüber, wie schwierig es ist, eine Stelle neu zu besetzen.
Ein Personaler führt das zum Teil fordernde, unangenehme Vorstellungsgespräch nicht, um dich zu ärgern oder weil er dich nicht mag, sondern um sicherzustellen, wirklich den für die betreffende Stelle besten Bewerber einzustellen.
Wohl jeder Personaler schätzt es, wenn ihm im Gespräch ein offener und aufrichtiger Mensch gegenübersitzt, der sich mit seinen Stärken in Bezug auf den gewünschten Job befasst hat und diese glaubwürdig vermitteln kann.
Es ist auch eine Stärke, zugeben zu können, dass man etwas nicht kann oder nicht vorzuweisen hat, aber gerne daran arbeiten würde, das Gewünschte zu erreichen.
Während echte Stärken dich selbstverständlich einen Schritt weiter in Richtung Traumjob bringen, können vorgegaukelte dich im Nu ins Abseits schießen – selbst dann, wenn du eigentlich der passende Kandidat wärst.
Ein Beispiel:
Gesucht wird ein Mitarbeiter mit sehr guten Deutsch- und Englischkenntnissen, weitere Fremdsprachen sind von Vorteil.
Während Deutsch deine Muttersprache ist, kannst du dich im Urlaub recht gut auf Englisch durchschlagen. Von „sehr gut“ bist du aber weit entfernt. Außerdem hast du ein paar Brocken Italienisch drauf, weil du einmal pro Woche beim Italiener essen gehst und mal eine italienische Freundin hattest.
Gibst du nun großspurig im Jobinterview damit an, dich problemlos auf Englisch verständigen zu können und zudem gute Italienischkenntnisse zu besitzen, musst du damit rechnen, dass der Personaler das Gespräch in einer der beiden Sprachen fortsetzt, um dich zu testen. Das Ergebnis ist dabei klar: Er stellt nicht nur fest, dass dir die geforderten Sprachkenntnisse fehlen, sondern auch, dass du ihn angelogen hast.
Besser ist in diesem Fall Ehrlichkeit: Du bist gerne bereit, deine Englischkenntnisse zu vertiefen und eventuell eine weitere Sprache zu erlernen.
Neben den Stärken kommen im Bewerbungsgespräch immer auch die persönlichen Schwächen zur Sprache. Wie du dich darauf vorbereiten kannst, liest du in dem Artikel „Vorstellungsgespräch – der richtige Umgang mit deinen Schwächen“.
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