Das Wichtigste auf einen Blick:
Das Sabbatjahr (englisch: Sabbatical) ist längst mehr als nur ein Trend aus den USA. Auch immer mehr Angestellte in Deutschland nutzen die Chance einer beruflichen Auszeit. Denn wer wünscht es sich nicht, nach jahrelanger Arbeit mal eine Pause zu machen und auf andere Gedanken zu kommen?
Ein Sabbatical nutzt dabei nicht nur dem Arbeitnehmer: Ein erholter und zufriedener Mitarbeiter bringt nach seiner Freistellung frischen Wind in die Abteilung und geht mit neuer Energie ans Werk. Den Schritt in die Freistellungsphase solltest du dir jedoch gut überlegen. Denn vor Beginn eines Sabbaticals musst du einige Details klären: Wie verläuft der berufliche Wiedereinstieg und gibt es einen Anspruch auf Lohnfortzahlung während des Sabbaticals?
- Definition Sabbatical
- Haben Arbeitnehmer ein Recht auf ein Sabbatical?
- Was treibt Menschen an, sich für ein Sabbatical zu entscheiden?
- Die Vorbereitung auf die Auszeit ist das A und O
- Bedeutet ein Sabbatical eine Lücke im Lebenslauf?
- Das Time-out-Modell: Nicht immer wird das Sabbatical vom Arbeitnehmer initiiert
- Das Sabbatical für eine verlängerte Elternzeit nutzen
- Praxisbeispiel: Sabbatical bei VW
Definition Sabbatical
Ein Sabbatical ist eine über einen längeren Zeitraum gewährte Freistellung von der Arbeit in Form eines unbezahlten Urlaubs. Daraus folgt auch, dass während dieser Zeit zusätzlich kein Urlaubsanspruch angespart werden kann. Ursprünglich stammt das Konzept des Sabbaticals aus den USA, wo Universitätsprofessoren schon seit längerer Zeit solche Sabbatjahre einlegen. Dies ist bei uns auch als Frei- oder Forschungssemester bekannt. Obwohl in der Bezeichnung Sabbatjahr das Wort „Jahr“ steckt, ist die Dauer nicht auf ein Jahr beschränkt. Denn ein Sabbatical kann durchaus länger als zwölf Monate oder nur wenige Wochen dauern.
Soll das Sabbatical nicht länger als vier Wochen dauern, kann dieser über den Sonderurlaub absolviert werden. Währenddessen bekommen Arbeitnehmer zwar kein Gehalt, Sozialversicherungsbeiträge werden aber weiterhin entrichtet – ein unkompliziertes, wenn auch kostspieliges Modell. Doch es gibt noch andere Arbeitszeitmodelle, die finanziell weniger einschneidend sind.
Da viele Arbeitnehmer ihre angehäuften Überstunden auf dem Arbeitszeitkonto für die Auszeit nutzen, hängt die Dauer des Sabbaticals oftmals direkt von der Menge der verfügbaren Überstunden ab. Um weitere Überstunden ansparen zu können, arbeiten einige Arbeitnehmer vor der Unterbrechung in einem Teilzeitmodell. Sie arbeiten also wie gewohnt in Vollzeit weiter, werden allerdings nur für einen Job in Teilzeit entlohnt. In dieser Ansparphase wird das Arbeitszeitguthaben täglich erhöht, um es anschließend in der Freistellungsphase (dem Sabbatical) wieder abzubauen. Ein Sabbatical geht also oft mit Lohnverzicht einher, der mit einer sorgfältigen Planung aber durchaus stemmbar ist.
Haben Arbeitnehmer ein Recht auf ein Sabbatical?
Für viele Angestellte in einem privaten Unternehmen gilt: Ein rechtlicher Anspruch auf ein Sabbatical besteht grundsätzlich nicht. Gleichwohl gibt es Unternehmen, die Arbeitnehmern die Möglichkeit einräumen, eine solche Auszeit vom Job zu nehmen. Im Normalfall sind diesbezügliche Regelungen dann detailliert im Arbeitsvertrag aufgeschlüsselt.
Ist dies nicht der Fall, musst du deinen Arbeitgeber mit Argumenten davon überzeugen, dem Sabbatical zuzustimmen. Ein frisch erholter und motivierter Mitarbeiter bringt schließlich viele Vorteile für ein Unternehmen. Hast du zudem viele Überstunden angesammelt, so sollte einer längeren Auszeit kaum mehr etwas im Wege stehen.
Anders sieht es bei Beschäftigten im öffentlichen Dienst und für Beamte aus – dort hat sich das Sabbatical schon länger etabliert. Diese Berufsgruppe war die erste, die in Teilen einen rechtlichen Anspruch auf ein Sabbatjahr hatte. Ablauf und Umfang werden durch Tarifverträge und Vorgaben einzelner Bundesländer geregelt.
Was treibt Menschen an, sich für ein Sabbatical zu entscheiden?
Die Motivation für ein Sabbatical liegt häufig in der Sehnsucht begründet, etwas mehr Ruhe zu finden und seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu widmen.
Manche Arbeitnehmer beanspruchen die Zeit für eine Reise, andere wollen verstärkt zu sich selbst finden – oder in der neu gewonnenen Freizeit größere Lebensveränderungen angehen. Professoren an Universitäten nutzen ein Sabbatical oftmals auch für ein Forschungssemester, bei dem die Lehrtätigkeit bei voller Gehaltszahlung ruht.
Was auch immer der Grund für die Auszeit ist: Richtig geplant kann ein Sabbatical sowohl dem Arbeitgeber als auch dem Arbeitnehmer nutzen. Anstelle eines Sabbatical nutzen einige Arbeitnehmer aber auch die Möglichkeit des Downshiftings.
Die Vorbereitung auf die Auszeit ist das A und O
Ein Jahr ohne Arbeit – das klingt nach Entspannung pur. Doch bevor es losgehen kann, musst du alles sorgfältig planen. Schließlich möchte niemand, dass nach der ersehnten Auszeit ungeahnte Probleme auftreten. Damit sich alle betroffenen Personen auf das Sabbatical vorbereiten können, sollte die Planung rechtzeitig beginnen. Dazu zählen auch Gespräche im privaten Bereich.
Auch dein Arbeitgeber benötigt eine gewisse Vorlaufzeit, um die Abläufe im Unternehmen zu regeln. Eventuell muss dieser für die Zeit deiner Abwesenheit eine Vertretungskraft einstellen. Wenn die wichtigsten Fragen vorab nicht geklärt sind, könnte es sein, dass dein Chef der Freistellung nicht zustimmt.
Wer du dich im Vorfeld informieren möchtest, wie gut deine Chancen im eigenen Unternehmen stehen, kannst du dich an die Personalabteilung wenden. Darüber hinaus lohnt es sich, Kollegen zu befragen, um zu erfahren, ob bereits jemand ein Sabbatical eingelegt hat. In größeren Unternehmen halten Gewerkschaften und der Betriebsrat eventuell noch weitere Informationen zum Thema Sabbatjahr bereit. Je besser du informiert bist, desto höher sind die Chancen, dass dein Vorgesetzter dem Vorhaben zustimmt.
Diese Rahmenbedingungen sollten vorab geklärt sein
Hier noch einige weitere Aspekte, die du vor der Inanspruchnahme eines Sabbaticals beachten solltest:
Vertragliche Vereinbarung treffen:
Neben der bereits erwähnten Vorbereitung von Vorgesetzten, Kollegen und Freunden auf die neue Situation solltest du auch nicht versäumen, mit dem Arbeitgeber eine vertragliche Vereinbarung zu treffen. In einem schriftlichen Vertrag sollten alle grundlegenden Punkte festgehalten werden. Dazu zählen die Höhe der Vergütung während des Sabbaticals, die Fortführung der Zahlungen für die Betriebsrente sowie alle Punkte, welche die Rückkehr an den Arbeitsplatz betreffen. Nur so ist sichergestellt, dass du auch wirklich an deinen alten Arbeitsplatz zurückkehren kannst – ohne dir größere Sorgen machen zu müssen.
Finanzierung sicherstellen:
Solange das Sabbatical durch den Abbau deiner Überstunden ermöglicht wird, sollte es zu keinen finanziellen Schwierigkeiten kommen. Anders sieht es aus, wenn dir nur noch ein Teilzeitgehalt oder gar kein Gehalt mehr zur Verfügung steht (etwa bei unbezahltem Urlaub). Du musst außerdem klären, wie die Kosten für die Sozialversicherungen (Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung) gedeckt werden können. Unter Umständen ist es sinnvoll, die Beiträge für die Renten- und Krankenversicherung aus eigener Tasche zu bezahlen, damit es später nicht zu Schwierigkeiten kommt (vor allem bei unbezahltem Sonderurlaub).
Rückkehr regeln:
Wer längere Zeit nicht gearbeitet hat, wird sicher einige Zeit brauchen, um sich wieder an die langen Arbeitszeiten zu gewöhnen. Deshalb empfiehlt es sich, auch während des Sabbaticals den Kontakt zu Vorgesetzten und Kollegen nicht völlig abreißen zu lassen, um den Draht zur Arbeitswelt nicht zu verlieren. Eventuell kannst du mit dem Chef einen langsamen Wiedereinstieg vereinbaren, bei dem die Zahl der Arbeitsstunden nach und nach gesteigert wird.
Bedeutet ein Sabbatical eine Lücke im Lebenslauf?
Es steht dir frei, ob du dein Sabbatical im Lebenslauf oder in einem Vorstellungsgespräch erwähnen möchtest – obwohl dies sicher empfehlenswert wäre. Solltest du für das Sabbatjahr nur deine Überstunden verwendet haben, wird es außerdem nicht auffallen, dass du eine längere Auszeit genommen hast.
Ältere Arbeitnehmer müssen sich ohnehin keine Sorgen machen, denn nach einem langen, verdienstvollen Arbeitsleben wird ein Sabbatical sicher keine negativen Auswirkungen auf ein Bewerbungsverfahren haben. Anders sieht es eventuell bei jüngeren Bewerbern aus – hier kommt es jedoch sehr auf die eigene Argumentation an: Wer seine Entscheidung vernünftig erklären kann, der hat auch bei einer Bewerbung bei einem anderen Unternehmen keine Nachteile zu erwarten.
Das Time-out-Modell: Nicht immer wird das Sabbatical vom Arbeitnehmer initiiert
Das sogenannte Time-out-Modell beschreibt einen Umstand, bei dem nicht der Arbeitnehmer das Sabbatjahr einfordert, sondern das Unternehmen. Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kommt es vor, dass Arbeitgeber Mitarbeiter bei reduzierten Bezügen in eine (unfreiwillige) Arbeitspause schicken. Geht es wirtschaftlich wieder aufwärts, können die Arbeitnehmer in ihren alten Job zurückkehren.
Das Sabbatical kann auch vom Unternehmen eingefordert werden.
Eine weitere Sonderform des Sabbatjahres ist das sogenannte Vorruhestandsmodell, bei dem der Arbeitnehmer bis zur Rente weniger oder überhaupt nicht mehr arbeitet. Meist wird auch bei diesem Modell das vorhandene Zeitguthaben eines Mitarbeiters genutzt, um den Übergang in die Rente möglichst stressfrei zu gestalten.
Das Sabbatical für eine verlängerte Elternzeit nutzen
Auch Eltern mit Kindern können von einem Sabbatical profitieren. Zwar haben Eltern die Möglichkeit, getrennt oder gemeinsam in Elternzeit zu gehen, doch einige Paare wollen auch nach dieser Phase Zeit mit ihren Kindern verbringen. Die Elternzeit kann zwar aufgeteilt und teilweise bis zum achten Lebensjahr des Kindes in Anspruch genommen werden. Doch gerade hier kann anschließend noch ein Sabbatjahr angehängt werden, solange der Arbeitgeber zustimmt.
Zu beachten ist, dass Auslandsreisen nicht mehr ohne Weiteres möglich sind, falls das Kind bereits eingeschult wurde. Aufgrund der Schulpflicht dürfen Kinder nicht grundlos und ohne behördliche Genehmigung vom Unterricht fernbleiben.
Praxisbeispiel: Sabbatical bei VW
Viele Arbeitgeber haben inzwischen erkannt, dass die Möglichkeit für Arbeitnehmer, ein Sabbatical einlegen zu können, für alle Beteiligten von Vorteil ist. Beschäftigte tanken neue Energie, besuchen womöglich sogar eine Weiterbildung und der Arbeitgeber profitiert bestenfalls von ausgeruhten, motivierten Arbeitskräften. Mit dem Projekt “Meine Auszeit” hat Volkswagen daher eine entsprechende Regelung auf den Weg gebracht: Mitarbeiter mit mindestens zwölf Monaten Betriebszugehörigkeit sind jetzt formal berechtigt, eine Auszeit zu nehmen. Doch es gelten klar definierte Regeln:
Der Wolfsburger Autobauer geht somit zunächst in Vorleistung. Allerdings wird ein Beschäftigter, der sich eine Auszeit von einem halben Jahr nimmt, 18 Monate für 75 Prozents eines Gehalts arbeiten müssen. Die Möglichkeit, Überstunden anzusparen und sie dann in Form eines Sabbaticals abzubummeln, entfällt also mit der neuen Vereinbarung.
Trotzdem liegen die Vorteile einer klar definierten Regelung für Sabbaticals auf der Hand. Mitarbeiter von VW müssen gegenüber ihren Vorgesetzten tendenziell weniger Überzeugungsarbeit leisten, wenn sie sich für ein Sabbatical entscheiden – schließlich ist die formale Voraussetzung durch den Arbeitgeber geschaffen worden. Lediglich Details gilt es mit dem Vorgesetzten zu klären. Auch der Arbeitgeber vermeidet dadurch Konflikte und schafft Planbarkeit: Die minimale und maximale Länge eines Sabbatjahrs ist vorgegeben, auch bei der Finanzierung gibt es keinen Spielraum. Ob sich das Modell etabliert, muss sich indes in der Zukunft zeigen. “Meine Auszeit” ist im März 2021 gestartet worden.
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