Das Wichtigste auf einen Blick:
Vielleicht hast du dich schon gefragt, wie man eigentlich Chef wird. Da gibt es vor allem zwei Wege: Entweder die Beförderung innerhalb des Unternehmens oder der übliche Bewerbungsweg. Im ersten Fall hast du schon einen Fuß in der Tür, im zweiten bewirbst du dich auf eine ausgeschriebene Stelle und hoffst auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. In diesem Ratgeber möchten wir dir bei der Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch helfen. Wir verraten dir, welche Bewerbungsfragen angehenden Führungskräften häufig gestellt werden und wie du erfolgreich mit ihnen umgehen kannst.
Die Anforderungen, die an eine Führungskraft gestellt werden, unterscheiden sich in einigen Punkten deutlich von denen, die ein Mitarbeiter zu erfüllen hat. Entsprechend ist es für Unternehmen auch mit mehr Aufwand verbunden, solche Posten neu zu besetzen. Ein zweites Jobinterview oder eine Einladung ins Assessment Center sind daher üblich.
Der Karriereschritt im Unternehmen
Beinhahe an der Tagesordnung ist beispielsweise die Frage von Entscheidungsträgern, ob ein Mitarbeiter bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen und einen höheren Posten im Unternehmen zu besetzen. Vielleicht liebäugelst du schon länger damit, intern aufzusteigen, und hast daraus kein Geheimnis gemacht. Aber auch wenn du bereits seit Jahren in deiner Firma arbeitest und die Personalabteilung sowie dein Vorgesetzter dich gut kennen, wird es ein Gespräch geben, um abzuklären, ob du für die neue Position wirklich geeignet bist und zu welchen Konditionen du diese Herausforderung übernehmen würdest.
Im Grunde genommen handelt es sich um ein Bewerbungsgespräch, bei dem lediglich die typischen Fragen wegfallen, die sonst dazu dienen, den Bewerber ein wenig besser kennenzulernen. Solltest du mit dem Personaler oder deinem Chef per Du sein, beantworte trotzdem alle Fragen seriös und geschäftlich.
Bereite dich auf folgende Fragen vor, denn es ist wahrscheinlich, dass sie so oder in ähnlicher Form gestellt werden:
- „Sie sind jetzt seit acht Jahren bei uns tätig. Nennen Sie uns doch ein paar Punkte, die Ihnen in unserem Unternehmen besonders gut gefallen – und verraten Sie uns bitte auch, was Sie eher kritisch sehen.“
- „Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft in unserem Unternehmen?“
- „Was würden Sie anders machen als Ihr bisheriger Vorgesetzter?“
- „Sie haben mehrfach angedeutet, dass Sie gerne mehr Verantwortung übernehmen und sich beruflich weiterentwickeln möchten. Wir sehen durchaus Ihr Potenzial – aber ist Ihnen bewusst, dass Sie als Führungskraft Überstunden leisten und mindestens einmal im Monat auf Dienstreise gehen müssten?“
- „Sind Sie bereit, sich in Ihrer Freizeit weiterzubilden?“
- „Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie häufig mit Herrn Meier aus Ihrem Team Differenzen haben. In der neuen Position wären Sie nicht mehr sein Kollege, sondern sein Vorgesetzter. Wie würden Sie mit dieser Situation umgehen?
Außerdem wird wahrscheinlich – wie in jedem Bewerbungsgespräch – die Frage nach den Lohnvorstellungen kommen. Auch darauf solltest du vorbereitet sein.
Typische Fragen in Vorstellungsgesprächen für Führungskräfte
Hast du dich entschieden, in einem neuen Unternehmen als Führungskraft durchzustarten, gilt es zunächst einmal, Bewerbungen zu schreiben und auf die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zu warten. Bereite dich rechtzeitig auf das Bewerbungsgespräch und mögliche Fragen vor, sodass du dich direkt vor dem Termin nur noch mit firmeninternen Fragen und Antworten befassen musst.
Je besser du vorbereitet bist, desto selbstsicherer wirst du auftreten und das ist für einen Job in der Chefetage ganz sicher eine wichtige Voraussetzung.
Du musst übrigens damit rechnen, im Vorstellungsgespräch mehr als einer Person gegenüberzusitzen. Vor allem bei Jobinterviews für Führungskräfte ist es üblich, dass neben dem Personaler auch der Vorgesetzte anwesend ist. Das soll dich aber nicht verunsichern – nutze einfach die Chance, so auch gleich deinen möglicherweise künftigen Chef kennenzulernen.
Unterstreiche, wenn möglich, deine Fähigkeiten und Soft Skills mit belegenden Beispielen aus deinem bisherigen Berufsleben. Solltest du bisher noch nicht in einer Chefposition gearbeitet haben, dann warst du vielleicht bereits Teamleiter und konntest Erfolge erzielen oder hast deinen Vorgesetzten während seiner Abwesenheit zur Zufriedenheit vertreten.
Klassische Bewerbungsfragen für Führungskräfte und Tipps für clevere Antworten
Auch, wenn du dich für eine Führungsposition bewirbst, gibt es klassische Fragen, die immer wieder gestellt werden. Diese unterscheiden sich jedoch wesentlich von denen eines herkömmlichen Bewerbungsgesprächs. Aus diesem Grund haben wir für dich eine Liste mit gängigen Fragen zusammengestellt.
Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?
Die Frage nach dem eigenen Führungsstil wird fast immer gestellt, weshalb du dich gut darauf vorbereiten kannst. Eine mögliche Antwort wäre:
„Ich lege Wert auf eine offene und respektvolle Kommunikation und stehe als Ansprechpartner bei Problemen jederzeit zur Verfügung. Ich bin es gewohnt, mich Verantwortungen zu stellen und klare Entscheidungen zu treffen. So kann ich meinem Team Strukturen vermitteln, wobei es mir aber wichtig ist, dass jeder Mitarbeiter seine Ideen einbringen kann. Ich denke, ein guter Chef ist Macher und Entscheider gleichzeitig – beides zeichnet mich aus.“
Als Vorgesetzter müssen Sie sich Respekt verschaffen – wie tun Sie das?
Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass dich möglicherweise nicht jeder Mitarbeiter freudig begrüßen wird. Vielleicht wirst du sogar mit Neid konfrontiert, weil ein Teamkollege ebenso auf die Chefposition spekuliert hatte. Eine Antwort, die dir Pluspunkte bringt, könnte so aussehen:
„Ich gebe klare Anweisungen, wo es nötig ist, und lasse gleichzeitig Raum für eigene Ideen. Meine Führungsverantwortung nehme ich ernst und verliere auch in Krisensituationen nicht die Nerven. Ich finde es wichtig, als Chef Autorität auszustrahlen, aber gleichzeitig dem Team auf Augenhöhe zu begegnen. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter sind mir wichtig und nur, wenn ich diese kenne, also mir auch die Zeit nehme, Probleme und Anliegen anzuhören, kann ich darauf eingehen.“
Warum bewerben Sie sich auf eine Führungsposition?
Auf diese Frage gäbe es einige Standardantworten, mit denen du den Personaler aber ziemlich sicher langweilen würdest. Er möchte hier vielmehr etwas über deine Persönlichkeit herausfinden. Dass du Verantwortung übernehmen und mehr verdienen möchtest, ist ihm schon klar. Überlege dir bereits im Vorfeld, was genau dich an dieser Position interessiert und versuche, deine Qualifikationen und Soft Skills in einen Bezug zur Stellenbeschreibung zu bringen. Ein Beispiel:
„Es ist mein Wunsch, mich weiterzuentwickeln und zum Erfolg des Unternehmens beizutragen. Dabei bin ich mir bewusst, dass ich in einer Führungsposition nicht nur koordinieren, organisieren und delegieren, sondern auch mein Team motivieren muss. Ich kann gut und sachlich mit Kritik umgehen. Es liegt mir, auf ganz verschiedene Menschen zuzugehen, diese für eine Sache zu begeistern und mit unterschiedlichen Meinungen und Charakteren umzugehen.“
Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?
Dass nicht alle Ziele wie geplant erreicht werden, passiert immer wieder und der erste, der dafür zur Rechenschaft gezogen wird, ist der Chef. Antwortest du nun, dass du die Schuldigen finden und zur Rede stellen wirst, kommt das gar nicht gut an.
Was hat unser Unternehmen davon, wenn wir Sie einstellen?
Auch diese Frage kommt mit Sicherheit und du kannst dich gut darauf vorbereiten. Versuche dich dabei in die Rolle des Personalers zu versetzen. Du weißt, dass du das Zeug für den gewünschten Posten hast, aber es gilt, dein Gegenüber davon zu überzeugen. Unterstreiche deine Fähigkeiten und deinen Nutzen für das Unternehmen wo immer möglich mit Beispielen:
„Ich habe nicht nur Führungserfahrung vorzuweisen, sondern in Ihrer Branche auch praktische Erfahrung, da ich bereits zehn Jahre in diesem Bereich tätig war.“
„Ich verfolge in der Presse das Wachstum Ihres Unternehmens und Ihren Erfolg auf dem asiatischen Markt. Neben meinen fachlichen Qualifikationen verfüge ich über gute Kenntnisse der chinesischen Sprache, da meine Frau Chinesin ist. Ich habe selbst vier Jahre in China gelebt und kenne das Land und die Mentalität recht gut.“
Wie reagieren Sie, wenn Sie erfahren, dass Sie am nächsten Tag nach Indien fliegen und vor Ort ein Problem klären sollen?
Abhängig von Unternehmen und Branche sind Dienstreisen, auch ins Ausland, üblich und mitunter müssen diese sehr spontan angetreten werden. Eine Antwort könnte lauten:
„Ich bin mir bewusst, dass in dieser Position auch spontane Dienstreisen notwendig sein können. Ich konnte bereits reichlich Auslandserfahrungen sammeln (hier eventuell ein paar Beispiele nennen) und habe mich auch deshalb bei Ihnen beworben, weil ich sehr gerne andere Kulturen und die Kollegen vor Ort kennenlerne. Auf dem langen Flug bliebe noch ausreichend Zeit, mich mit den Gegebenheiten und Problemen vertraut zu machen. Ich bin mehrsprachig und habe kein Problem, auch im Ausland flexibel auf die Bedürfnisse des Unternehmens einzugehen.“
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